Es war im Jahr 1731, als die Bendestorfer entschieden, eine eigene Schule zu bauen. Wohl rund 20 Kinder zählte der Ort damals, sodass sich der Aufwand lohnte. Bis dato mussten sie zur Schule nach Helmstorf marschieren, ein langer, zumal im Winter beschwerlicher Weg.
In Helmstorf waren die Kinder aus Bendestorf, Harmstorf, Groß- und Klein Klecken mit denen aus Helmstorf gemeinsam unterrichtet worden. Offenbar war die Zusammenarbeit aber nicht immer reibungslos. So wird aus dem Februar 1691 berichtet, das alle Kinder dem Unterricht mehrere Tage fern blieben, weil das Schulhaus nicht geheizt werden konnte. Es "seyn die zu Klecken, an denen die ordnung gewesen holtz zu verschaffen, nicht zu bewegen gewest, daßselbige zu bringen".
Die Bendestorfer Schule wurde an dem Weg nach Harmstorf auf dem Grundstück gebaut, das noch heute der Schulstandort ist. Als erster Lehrer wurde Lehrer Christoph Kröger (geb. 1696) angestellt, der von 1720 bis 1731 die Kinder bereits in Helmstorf unterrichtet hatte.
Der Lehrerberuf blieb in jenen Jahrzehnten häufig in der Familie. Etliche Bendestorfer Lehrer traten in die Fußstapfen ihrer Väter. Etwa Hans Jochen Kröger (1732-1806), der von 1763 bis 1776 hier unterrichtete. Oder Hans Peter Aldag (1812-1877), Sohn von Heinrich Christoph Aldag (1787-1876). Die Schulchronik berichtet über ihn:
"Aldag war fast 55 Jahre alt, als er in das Amt seines Vaters an seinem Geburtsorte eintrat. Als lediger Mann verpachtete er die Ländereien, ging bei seinen Verwandten Lührs in Kost und lebte so ganz seiner Schule. In der freien Zeit im Sommer trieb er mit Eifer Bienenzucht. Den häuslichen Schulfleiß seiner Schüler wußte er in origineller Weise dadurch zu wecken und zu fördern, daß er die im Sommer zum Viehhüten ... bei ihren Kühen in Feld und Wiese weilenden Jungen besuchte, und, falls er sie müßig traf oder gar fand, daß sie das betreffende Lern- und Lesebuch nicht bei sich führten, dieselben gleich an Ort und Stelle seiner Zuchtruthe unterwarf. So hielt er seine Knaben in heilsamen Respekt, was von den Eltern sehr lobend anerkannt wurde."
Ein Dienstanschlag von 1846 gibt Aufschluss über das Einkommen des Lehres. Er erhielt in diesem Jahr für 20 Schüler 22 Thaler, 20 Groschen, 4 Pfennige Schulgeld Schreibunterricht wurde mit 4 Groschen je 10 Kinder extra vergütet. Er hatte eine Dienstwohnung, Gartenland am Haus, 5 Morgen 90 Quadrat- Ruthen Ackerland in der Feldmark, 1 Morgen Wiesenland. Zudem gehörten Torfmoor und unkultivierte Ländereien zur Schule. An Feuerung erhielt er 12 Fuder Erdfeuerung (vor allem wohl Torf), wovon ein Drittel für die Schulstube bestimmt war.
1849 verkaufte die Gemeinde das nahe der Schule gelegene Hirtenhaus. Sie war dadurch finanziell in der Lage, ein neues Schulhaus zu bauen. Die alte Schule war schon 1846 als alt und baufällig beschrieben worden. "Die kleine Gemeinde scheute aber die Kosten eines Neubaues. Der Lehrer Meybohm begnügte sich mit den engen und dürftigen Räumen, da die Schulstube noch ausreichend Platz gewährte für die fünfjährige Durchschnittszahl von 20 Schülern", heißt es in der Schulchronik.
Lange Jahre war die Kinderzahl in Bendestorf recht konstant. Doch 1887 besuchten schon 49 Kinder die Schule, deren Klassenzimmer nur für 20 Kinder ausgelegt war. Ein neues Klassenzimmer - 5,45 mal 5,76 Meter groß - musste daher gebaut werden.
Ein Jahr später, im Herbst 1888, wurde die Halbstagsschule eingeführt. Das heißt, dass die älteren Kinder von da an vormittags, die jüngeren nachmittags unterrichtet wurden. Die Eltern hatten somit ihre Größeren nachmittags zu Hause auf den Höfen, wo sie als Hilfen benötigt wurden, während die Jüngeren vormittags das Vieh hüten konnten.
"Doch werden die Kinder nun auch so zur Arbeit herangezogen, daß für Schularbeiten keine Zeit bleibt. Durch die Halbtagsschule ist freilich dem Lehrer Gelegenheit gegeben, sich der Unterstufe ganz besonders zu widmen, so daß diese bedeutend gefördert wird; doch kann in den Schulstunden nicht alles bewältigt werden, und die so nötige und pünktliche Hausarbeit für die Schule scheint keine Beachtung zu finden."
Ab 1888 mussten die Eltern auch kein Schulgeld mehr zahlen. Es wurde durch einen Staatszuschuss abgelöst. Die Gemeinde musste allerdings weiterhin Haus und Grundstück sowie Brennstoff liefern. Diese letzte Naturallieferung wurde erst 1908 abgeschafft, als sich jeder Naturalpflichtige mit einer einmaligen Zahlung von 150 Mark auslöste. Das Geld wurde auf ein Sparkonto eingezahlt und von den Zinsen fortan die Feuerung für das Schulzimmer bezahlt.
Nachdem im Jahre 1926 nur neun Kinder die Schule besucht hatten, begann nach 1933 eine erhöhte Bautätigkeit. In der Folge wuchs die Zahl der Familien, sodass sich die Gemeinde 1934/35 gezwungen sah, für die nun 50 Schulkinder ein neues Klassenzimmer zu bauen. Es erhielt die Maße 6,30 mal 9,50 Meter und kostete 7900 Mark. Mit 16.400 Mark schlug der Neubau der Lehrerwohnung zu Buche, die im März 1939 bezogen werden konnte.
Ein zweites Klassenzimmer wurde erst 1949 gebaut, als es mit der Deutschen Mark eine feste Währung gab. Es wurde duch den Verkauf von Schulländereien sowie Mitteln des Landes und des Landkreises finanziert und kostete etwa 25.000 Mark. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits weit mehr als 100 Kinder eingeschult.
Nach W. Marquardt, Chronik des Luftkurortes Bendestorf (1970)
Von der kleinen, unscheinbaren Dorfschule zur Umweltschule in Europa - das ist ein ganz besonderer Weg und eine erstaunliche Entwicklung.
Dass auch heute noch Kinder in Bendestorf zur Schule gehen können, verdanken sie übrigens einer Initiative Bendestorfer Eltern, die 1973 vehement gegen die politische Entscheidung, die kleine Dorfschule zu schließen, antrat. Mit Erfolg, denn heute steht die Bendestorfer Grundschule für innovative Ideen und starke Programme.
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Zum 275 jährigen Bestehen der Grundschule in Bendestorf luden die 130 Schüler und Lehrer zu einem großen Fest am 6. Juli 2007 ein.